Laut den vorliegenden Unterlagen wurde das Forum Junge Erwachsene Hüttlingen 1969 gegründet. In diesem Jahr war eine Veranstaltung mit einer Volkstanzgruppe, welche in den Aufzeichnungen als erster öffentlicher Auftritt des Forums genannt wird. Die aktiven Mitglieder waren im Wesentlichen Mitglieder bzw. ehemalige Mitglieder der KJG. Handschriftliche Notizen nennen Andreas Kucher, Edmund Maier, Ferdinand Kramer und Norbert Klewenhagen als erstes Leitungsteam 1970. In diesem Jahr gab es dann auch mehrere Programmpunkte. Veranstaltungsort war bis zur Erstellung des Gemeindehauses vielfach der Saal im Gasthof Adler. Bereits 1970 wurden verschiedene Filme gezeigt, die zusammen mit anderen Gemeinden über den BDKJ Aalen ausgeliehen wurden. Die Filmvorführungen blieben bis kurz vor der Auflösung des Forums ein durchgehender Bestandteil der Jahresprogramme. Zudem gab es 1970 Jahr die ersten Tanzveranstaltungen in der Limeshalle und im Adler.
Die Programme der ersten Jahre waren, zusätzlich zu Film- und Tanzveranstaltungen, geprägt von gemeinsamen Veranstaltungen mit dem BDKJ Aalen. Neben Ausflügen und Studienfahrten standen Diskussionen und Vorträge zu gesellschaftspolitische Themen auf dem Programm. 1972 war dann wohl die erste Bergwanderung, die in den Folgejahren ebenfalls fester Bestandteil der Jahresprogramme war. Ab1972/73 scheint es einen grundlegenden Wechsel im Leitungsteam gegeben zu haben. Auch das Programm hat sich deutlich geändert. Für die nächsten Jahre waren kirchliche Veranstaltungen und Themen wesentlicher Bestandteil der Programme. Dies lag sicherlich an der Einflussnahme des damals jungen Pfarrer Waldraff. Aus vielen Einladungen geht hervor, dass er als Pfarrer zu Sitzungen und Veranstaltungen des Forums geladen hat. Zudem war er, zumindest zeitweise, im Leitungsteam des Forums.
Nach dem Weggang von Herrn Waldraff war die Pfarrstelle in Hüttlingen nicht immer belegt und die Arbeit des Forums änderte sich entsprechend. Veranstaltungen in denen die gemeinsame Freizeit im Mittelpunkt stand rückten wieder in den Fokus. Zudem gab es wie in den Anfangszeiten wieder Tanzveranstaltungen. Zu jener Zeit jedoch in Form von Discos. In diese Zeit fielen aber auch zwei Theateraufführungen zu Gunsten der Kirchenrenovation und ein großer Kindernachmittag. Zeitgleich war der Generationswechsel im BDKJ Jugendbüro in Aalen. Mit Mary Weiß als Jugendreferentin und dem jungen Jugendpfarrer Martin Stöffelmaier kamen zwei junge Mitarbeiter ins Jugendbüro, die die Arbeit in den Gemeinden aktiv unterstützten.
Die schleichende Veränderung der Gesellschaft machte sich dann ab dem zweite Drittel der 1980iger Jahre auch in der offenen Jugendarbeit und beim Forum in Hüttlingen bemerkbar. Ein anderes Verständnis von Erwachsenen zu Jugendlichen, mehr Freizeitangebote, eine bessere Mobilität, aber auch höhere Anforderungen in Schule und Beruf führte zu einem weniger starken Interesse an den Veranstaltungen. In der Folge wurde dann 1885 die Arbeitsgemeinschaft „Filmverleih“ des Dekanats aufgelöst. Aus dem Jahr 1986 liegt uns das letzte Programm des Forums vor.
Mit den zahlreichen, in manchen Jahren durchschnittlich 3 Veranstaltungen im Monat, hat das Forum JUnge Erwachsene den Jugendlichen in Hüttlingen Möglichkeiten geboten, die aus verschiedenen Gründen so nicht vorhanden gewesen wären. Viele Eltern haben den Besuch von Discos, Filmen etc. außerhalb von Hüttlingen nicht erlaubt. Mit dem Forum kamen aber auch neue Formen der kirchlichen Jugendarbeit wie Jazzmesse, Besinnungstage, Meditationsabend usw. in die Gemeinde. Nicht immer zur Freude der teilweise erzkonservativen Gemeindemitglieder. Über die einzelnen, nach außen sichtbaren und dokumentierten Veranstaltungen hinaus, trafen sich die Forumler weit öfter um Veranstaltungen vorzubereiten, zu planen und durchzuführen. Insbesonderer Großveranstaltungen wie Theaterabende oder Kindernachmittag benötigten eine intensive Vorbereitung. Darüber hinaus gab es viele private Veranstaltungen dieses Personenkreises wie z.B. Geburtstagsfeiern.
Dass die Arbeit des Forums innerhalb der Gemeinde und Kirchengemeinde nicht immer konfliktfrei war, darüber zeugen zahlreiche Schriftwechsel und persönliche Erlebnisse. Doch über die Jahre hinweg, änderte sich deutschlandweit und in Hüttlingen das Verhältnis von Erwachsenen zu Jugendlichen. Insbesondere die ersten Formuler dürften hierzu in Hüttlingen einen nicht unwesentlichen Teil beigetragen haben.
Über all die Jahre hinweg gab es in Hüttlingen eine enge Verbindung zwischen der KJG und dem Forum. Insbesondere in den Anfangsjahren war die Trennung schwammig. Im Programm 1972 ist zum Beispiel auf einer Seite Forum Junge Erwachsene, BDKJ Hüttlingen und KJG Hüttlingen zu lesen. Oft waren die Gruppenleiter der KJG auch aktive Forumler und das Forum unterstütze die KJG bei größeren Aktionen wie Altpapiersammlung oder Brezelverkauf.
Bei all den Recherchen habe ich mich persönlich gefragt ob eine solche offene Jugendarbeit mit einem solchen Erfolg auch heute noch möglich wäre. Vermutlich nicht, denn die Rahmenbedingungen haben sich massiv verändert.